12.06.2025
Ab dem 6. Juni 2025 revolutioniert eine neue Regelung den deutschen Strommarkt: Der technische Wechsel zu einem neuen Stromanbieter muss werktags binnen 24 Stunden abgewickelt werden. Diese drastische Verkürzung der Wechselzeit von bisher bis zu drei Wochen auf einen Tag markiert einen Wendepunkt für Millionen deutscher Stromkunden. Die Neuregelung setzt eine EU-Richtlinie um, die ursprünglich erst bis 2026 hätte implementiert werden müssen. Deutschland geht damit in die Offensive und will den Wettbewerb im Energiesektor deutlich ankurbeln. Was das genau bedeutet, welche Vor- und Nachteile die Umstellung mit sich bringt und was Sie als Verbraucher davon haben, lesen Sie hier.
Der beschleunigte Wechselprozess bezieht sich ausschließlich auf den technischen Vorgang – also die Registrierung beim örtlichen Netzbetreiber und die Kommunikation zwischen den beteiligten Akteuren. Bestehende Vertragslaufzeiten und Kündigungsfristen bleiben davon völlig unberührt. Konkret bedeutet das: Sobald ein Kunde berechtigt ist zu wechseln (z.B. nach Ablauf seiner Vertragsbindung), muss der neue Anbieter die technische Umstellung binnen 24 Stunden vollziehen. Bisher lag diese Frist bei durchschnittlich 7–10 Tagen, konnte aber bis zu drei Wochen dauern.
Herzstück des beschleunigten Verfahrens ist die elfstellige Marktlokations-Identifikationsnummer (MaLo-ID). Diese Nummer ersetzt faktisch die bisherige Zählernummer als wichtigste Referenz und ermöglicht die präzise Zuordnung von Abnahmestellen. Für Verbraucher wird diese Nummer zur sensiblen Information: Mit der MaLo-ID kann ein neuer Anbieter eigenständig beim bisherigen Versorger kündigen und den Wechsel einleiten.
Sollten Sie noch Fragen haben oder mehr zur MaLo-ID erfahren wollen, finden Sie ausführliche Informationen in unserem Ratgeber zur MaLo-ID hier.
Verbraucher landen seltener in der teuren Grundversorgung, da die Übergangszeiten zwischen Alt- und Neuvertrag drastisch verkürzt werden.
Bisher kam es regelmäßig vor, dass Kunden nach einer Kündigung tagelang in der kostspieligen Ersatzversorgung hingen, bis der neue Anbieter die Belieferung übernahm.
Rückwirkende Vertragswechsel sind ab sofort Geschichte. Bisher konnten Stromkunden bis zu sechs Wochen nach einem Umzug noch nachträglich wechseln oder ummelden. Diese Kulanzregelung entfällt komplett.
Zusätzlich steigt das Risiko bei unseriösen Vertragsabschlüssen: Da ungewollte Wechsel binnen 24 Stunden wirksam werden, haben Betroffene weniger Zeit zu reagieren. Zwar bleibt das 14-tägige Widerrufsrecht bestehen, aber der Schaden kann schneller entstehen.
Für Stromkunden ergeben sich konkrete Handlungsempfehlungen: Bei Umzügen müssen An- und Abmeldungen präzise geplant werden. Wer vergisst, sich rechtzeitig abzumelden, riskiert doppelte Stromkosten, eine nachträgliche Korrektur ist dann nicht mehr möglich. Gleichzeitig sollten Verbraucher bei Haustürgeschäften und Werbeanrufen noch vorsichtiger werden. Die MaLo-ID darf niemals unüberlegt weitergegeben werden, da ein Missbrauch binnen 24 Stunden zu einem ungewollten Vertragswechsel führen kann.
Der 6. Juni 2025 markiert damit einen wichtigen Fortschritt für den deutschen Strommarkt. Die 24-Stunden-Regelung verspricht mehr Dynamik und verstärkten Wettbewerb, denn Verbraucher können schneller auf Preiserhöhungen reagieren und von günstigeren Angeboten profitieren. Gleichzeitig steigen aber die Anforderungen an die Verbraucher selbst: Mehr Aufmerksamkeit bei Vertragsabschlüssen, präzisere Planung bei Umzügen und ein bewussterer Umgang mit sensiblen Daten wie der MaLo-ID sind gefordert. Langfristig dürfte sich der beschleunigte Wechselprozess positiv auf die Preise auswirken, da Anbieter stärker um Kunden konkurrieren müssen. Wer die neuen Spielregeln beherrscht und vorausschauend plant, kann vom 24h Lieferantenwechsel erheblich profitieren.
Silvia Lehrack
Als Expertin für Energievergleiche beleuchtet Silvia aktuelle Trends rund um Strom, Gas und Energiekosten – praxisnah, verständlich und immer am Puls der Zeit.