10.06.2024
Die EU hat am 21. Mai 2024 eine umfassende Strommarktreform beschlossen, um Verbraucher künftig besser vor hohen Strompreisen zu schützen und den Ausbau erneuerbarer Energien zu fördern. Die Strommarktreform ist eine Reaktion auf die drastischen Strompreiserhöhungen 2022, die durch steigende Gaspreise verursacht wurden. Der Grund dafür war der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und technische Probleme bei französischen Atomkraftwerken. Die neuen Regelungen sollen verhindern, dass solche Preisspitzen künftig unkontrolliert an die Verbraucher weitergegeben werden. Dies soll unter anderem durch dynamische Strommodelle und so genannte Contracts of Difference (CfD) erreicht werden. Was es damit auf sich hat und was sich für Sie als Verbraucher ändert, lesen Sie hier.
Verbraucher in der EU haben nun das Recht, zwischen Festpreisverträgen und dynamischen Preismodellen zu wählen. Festpreisverträge bieten langfristige Preisstabilität. Dynamische Verträge bieten flexible Preise, die an den aktuellen Marktpreis gekoppelt sind. Diese Wahlmöglichkeiten sollen den Verbrauchern mehr Kontrolle und Sicherheit geben. Ab 2025 müssen alle Stromversorger in Deutschland dynamische Stromtarife anbieten. So können Sie vom tagesaktuellen Marktpreis an der Börse und gegebenenfalls von günstigeren Strompreisen profitieren. Stromversorger die bereits jetzt schon dynamische Stromtarife anbieten sind beispielsweise Vattenfall oder RABOT Charge.
Für die Verbraucher soll die Transparenz von Stromverträgen erhöht werden, indem wichtige Informationen über Vertragsoptionen zur Verfügung gestellt werden. Außerdem sollen Stromanbieter die Vertragsbedingungen nicht mehr einseitig ändern können, wie dies während der Energiekrise häufig der Fall war. Verbraucher sollen sich auf Verträge mit festen Preisen verlassen können. Außerdem soll es schwieriger werden, Verbrauchern bei Stromschulden den Strom abzustellen. Im Notfall soll in diesem Fall der Staat einspringen und die Schulden übernehmen. Wie das im Detail aussehen soll, ist allerdings noch unklar und muss von jedem Mitgliedstaat einzeln ausgearbeitet werden.
Ein zentrales Element der Reform sind die so genannten Contracts for Difference (CfD) oder auch Differenzverträge. Contracts for Difference sind langfristige Vereinbarungen zwischen Regierungen und Stromerzeugern, die den Erzeugern einen Mindestpreis für den produzierten Strom garantieren. Fällt der Marktpreis unter diesen garantierten Mindestpreis, gleicht die Regierung die Differenz aus. Liegt der Marktpreis hingegen über dem garantierten Preis, zahlen die Erzeuger den Überschuss an die Regierung zurück. Diese CfDs sollen Investitionen in erneuerbare Energien wie Wind- und Solarenergie fördern. Durch die Garantie eines Mindestpreises bieten sie Investoren mehr Sicherheit und erleichtern die Finanzierung neuer Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien. Dies trägt dazu bei, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern und den Ausbau nachhaltiger Energiequellen zu beschleunigen.
Die Reform stellt einen wichtigen Schritt in der europäischen Energiepolitik dar, indem sie auf die Ereignisse der letzten Jahre reagiert und gleichzeitig eine nachhaltige und umweltfreundliche Energiezukunft fördert. Belgiens Energieministerin Tinne Van der Straeten bezeichnete die Verabschiedung der Reform als „Meilenstein“ auf dem Weg zu einer kohlenstofffreien und grüneren Zukunft. Sie betonte, dass die neuen Regelungen nicht nur die Rechte der Verbraucher stärken, sondern auch die Versorgungssicherheit stabilisieren und den Weg für einen nachhaltigeren Energiemarkt ebnen.
Antonia Genßler
Als Content-Managerin & Vergleichsexpertin berichtet Antonia über spannende Themen im Energie- & DSL-Bereich und informiert Sie über alle Neuigkeiten auf dem Markt!