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Atomstrom: War der deutsche Atomausstieg überstürzt?

Foto War die deutsche Abkehr vom Atomstrom überstürzt?Der Atomausstieg ist ein wesentlicher Eckpfeiler der deutschen Energiewende. Aber nicht überall wird er gutgeheißen. Kritik erntet die Maßnahme zum Beispiel aus Tschechien. Der dortige neue Atombeauftragte wertet den Atomausstieg als überstürzt ab. Hat er damit recht? Ist Atomstrom wirklich so ungefährlich?

Prag - Der neue Atombeauftragte der tschechischen Regierung, Jan Stuller, hält den deutschen Ausstieg aus der Kernenergie für überstürzt. „Erneuerbare Energiequellen sind fantastisch (...), aber sie sind nicht ideal, wenn es um die Netzstabilität geht“, sagte er vor kurzem in Prag der Agentur CTK. Tschechien wolle daher alte Atomanlagen durch neue ersetzen. Prags Energiestrategie sieht vor, bis 2050 den Atomstromanteil auf 50 Prozent zu erhöhen.

Stuller: Tschechischer Atomstrom ist ungefährlich

Stuller tritt seinen in Tschechien auch „Herr Atom“ genannten Posten offiziell am 18. Juli an. Er will bei Menschen aus den Nachbarländern Deutschland und Österreich, die der Kernkraft kritisch gegenüberstehen, Überzeugungsarbeit leisten. „Unser Ziel sollte es nicht sein, ihre Haltung zu ändern, sondern ihnen mit technischen Argumenten zu versichern, dass ihnen keine Gefahr droht“, sagte der Nuklearingenieur. Stuller war von 1993 bis 1999 Leiter der tschechischen Atomaufsichtsbehörde SJUB.

Deutsche Grüne kritisieren tschechische AKWs

Die atompolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, Sylvia Kotting-Uhl, sagte: „Die alte Leier von der Beherrschbarkeit der Atomkraft überzeugt nach Tschernobyl und Fukushima niemanden mehr.“ Immer noch fehlten in tschechischen AKWs wichtige Notfallsysteme wie die gefilterte Druckentlastung. „Wenn Herr Stuller wirklich Vertrauen schaffen will, sollte er sich um diese Missstände kümmern“, forderte die Abgeordnete.

Atommeiler Temelin im Fokus

Umweltschützer fordern seit langem die Abschaltung des Atomkraftwerks Temelin in Südböhmen, weil sie es wegen der Kombination amerikanischer Leit- mit russischer Reaktortechnik für besonders störanfällig halten. Die Anlage ist weniger als hundert Kilometer von den Grenzen zu Bayern und Österreich entfernt.

Text: dpa/pvg