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Frankreich: Gefährden die Proteste die Stromversorgung?

Foto Die Streikwelle in Frankreich wirkt sich nun auch auf die Stromversorgung ausDie anhaltende Streikwelle in Frankreich belastet inzwischen den Bahnverkehr und die Stromversorgung. Es geht gegen Sparmaßnahmen und die Arbeitsmarktreform der Regierung. Wenige Tage vor dem Start der Fußball-EM kündigen sich bereits weitere Ausstände an.

Paris - Zugreisende in Frankreich bekommen weiter die Folgen eines Eisenbahnerstreiks zu spüren. Nur 60 Prozent der TGV-Hochgeschwindigkeitszüge fuhren am Donnerstag (2. Juni), andere Wirtschaftsbereiche waren zudem erneut von den anhaltenden Protestaktionen gegen die umstrittene Arbeitsmarktreform der Regierung betroffen. Französische Medien sprachen von einem „Nervenkrieg“ gut eine Woche vor Beginn der Fußball-EM.

Flugverkehr in Gefahr

Die für das vergangene Wochenende geplanten Streiks bei der Flugaufsicht blieben Reisenden dagegen erspart. Verkehrsstaatssekretär Alain Vidalies gab bekannt, dass alle Gewerkschaften ihre Pläne nach einer Einigung zurückgezogen hätten.

Dafür kündigt sich schon der nächste Arbeitskampf an: Pilotengewerkschaften wollen zum Auftakt der Europameisterschaft an vier Tagen die Fluggesellschaft Air France bestreiken. Sie planen Arbeitsniederlegungen für den 11. bis 14. Juni - am 10. Juni wird im Stade de France bei Paris das Eröffnungsspiel angepfiffen. Die Piloten wehren sich gegen Sparmaßnahmen des Managements.

Zugverkehr lahmgelegt

Beim Bahnkonzern SNCF legten am Donnerstag gut 15 Prozent der Mitarbeiter ihre Arbeit nieder. Bei den internationalen Thalys-Zügen wurden sieben Verbindungen zwischen Paris und Brüssel gestrichen. Obwohl eine von drei streikenden Gewerkschaften ihren Aufruf für Freitag auf Eis legte, rechnet die SNCF weiterhin damit, dass 40 Prozent der TGV und jeder zweite Regionalzug ausfallen. Der Protest richtet sich gegen neue Arbeitszeitregelungen.

Über 100.000 Haushalte ohne Strom

In mehreren Städten an der Atlantikküste fiel am Donnerstag zeitweise der Strom aus, nachdem Gegner der Arbeitsrechtsreform einen Transformator besetzt hatten. Etwa 125.000 Haushalte in der Region Saint-Nazaire seien betroffen gewesen, berichtete die Regionalzeitung „Ouest-France“ unter Berufung auf den Netzbetreiber. Der Arbeitgeberverband Medef warf der Gewerkschaft CGT „Unverantwortlichkeit“ vor.

Besteht Gefahr für die Stromversorgung?

Zuletzt hatte der Gewerkschaftskampf gegen eine Arbeitsmarktreform auch die Atomkraftwerke erreicht. An allen 19 AKW-Standorten wurde gestreikt. In einigen Meilern wurde die Stromproduktion gedrosselt.

Der Energieversorger EDF sprach von einer Streikbeteiligung von knapp unter zehn Prozent. Die Stromerzeugung sei ungefährdet gewesen, versicherte eine EDF-Sprecherin. Zu Spannungsabfällen wollte sie sich nicht äußern. EDF betreibt sämtliche Atomkraftwerke in Frankreich, die bisher 75 Prozent des Strombedarfs im Land liefern.

Text: dpa/pvg