Das Gezeitenkraftwerk gehört zu den innovativen Möglichkeiten der Stromerzeugung im Rahmen der erneuerbaren Energien. Die Idee ist in der Theorie beeindruckend einfach, auch wenn die Umsetzung noch nicht perfektioniert wurde: Das bei Flut zulaufende Wasser wird in eine Turbinenbewegung ebenso umgesetzt wie das bei Ebbe ablaufende Wasser.
Wenn Sie an den großen Tidenhub in Hamburg oder auf der Londoner Themse denken, dann erahnen Sie die Kraft der Gezeiten. Beim Gezeitenkraftwerk handelt es sich im Vergleich zu großen Pumpspeicherkraftwerken relativ um kleine Generatoren, von denen mehrere nebeneinander eingesetzt sind. Diese befinden sich in Küstennähe oder in Flussmündungen, die ein hohes Wasserstandsgefälle zwischen Ebbe und Flut aufweisen. Das Gezeitenkraftwerk muss dabei verschiedene Herausforderungen annehmen und lösen: Es gibt keinen kontinuierlich durchlaufenden Wasserstrom in nur eine einzige Richtung. Stattdessen muss das Gezeitenkraftwerk sozusagen einmal in Richtung "landeinwärts" (bei Flut) und dann auch bei abströmendem Wasser funktionieren. Die Generatoren müssen demzufolge in beide Richtungen funktionieren, und auch die entsprechende Mechanik ist für einen "Zwei-Richtungs-Betrieb" auszulegen. Eine weitere Herausforderung ist das aggressive Salzwasser, welches bei Metallteilen zu frühzeitiger Korrosion führen kann. Die Problemstellung ist eine ähnliche wie bei jedem Überseeschiff, das andauernd neu zu streichen und zu entrosten ist. Das Gezeitenkraftwerk befindet sich 24 Stunden täglich im Salzwasser, so dass der Schwerpunkt auf der Suche nach korrosionsbeständigeren Materialien oder Beschichtungen liegt.