07.07.2016
Lange Zeit kam die Bundesregierung bei ihrer groß angekündigten Elektroauto-Offensive nur sehr schleppend voran. Mehrere Wochen dauerte es, bis die EU-Kommission grünes Licht erteilte. Nun können die Kaufprämien online beantragt werden. Ein Überblick mit Fragen und Antworten.
Berlin - Noch sind Elektroautos Exoten auf Deutschlands Straßen. Das soll sich ändern. Mit einem milliardenschweren Förderprogramm wollen die schwarz-rote Bundesregierung und die Autoindustrie den Absatz ankurbeln, Ladestationen bauen und die Batterie-Forschung vorantreiben. Wer ein Elektroauto haben will, kann sich jetzt die versprochenen Kaufprämien sichern.
Für reine E-Autos mit Batterie gibt es insgesamt 4.000 Euro „Umweltbonus“, wie die Prämien offiziell heißen - je 2.000 Euro vom Bund und 2.000 Euro vom Hersteller, die sich die Gesamtkosten von 1,2 Milliarden Euro teilen. Bei Hybridwagen, die per Stecker geladen werden und einen ergänzenden Verbrennungsmotor haben, sind es insgesamt 3.000 Euro Prämie (1.500 Euro Staat/1.500 Euro Hersteller).
Wie 2009 bei der „Abwrackprämie“ beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa/www.bafa.de) - allerdings nur online in einem Internet-Portal, das in der Nacht zum vergangenen Samstag (00.00 Uhr) freigeschaltet wurde. Dort werden auch alle Fahrzeugmodelle der verschiedenen Hersteller aufgeführt sein, für die die Prämie gilt. Das Elektroauto darf als Basismodell nicht mehr als 60.000 Euro kosten, damit keine Luxusschlitten gefördert werden. Um zu verhindern, dass Hersteller die Preise erhöhen, gelten die Netto-Listenpreise zum 31. Dezember 2015.
Das Online-Verfahren beim Bafa ist zweistufig. Zunächst muss der Umweltbonus zusammen mit dem Kauf- oder Leasingvertrag beantragt werden. Der Käufer erhält dann vom Bafa einen Zuwendungsbescheid und muss eine Kopie des Kfz-Scheins, des Kfz-Briefs sowie der Rechnung vom Autohändler im Antragsportal hochladen. Achtung: Um den Bonus vom Staat zu bekommen, muss auf der Rechnung stehen, dass der Hersteller eine Prämie in gleicher Höhe schon vom Nettokaufpreis abgezogen hat.
Privatpersonen, Firmen, Stiftungen, Körperschaften und Vereine. Das Elektrofahrzeug darf aber erst nach dem 18. Mai gekauft worden sein. Käufer müssen das neue Elektroauto mindestens neun Monate behalten, das gilt auch für Leasingwagen. Experten rechnen nicht unbedingt mit einem Ansturm privater Käufer wie bei der „Abwrackprämie“. Eher würden Firmen ihre E-Auto-Flotte ausbauen und sich die Prämien holen.
Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Gezahlt wird nur, solange Geld im Fördertopf ist, den der Bund mit 600 Millionen Euro füllt. Spätestens am 30. Juni 2019 ist Schluss.
Die deutschen Autobauer wie Volkswagen, Daimler und BMW sind dabei, aber auch viele ausländische Hersteller ziehen mit. So beteiligen sich nach Angaben ihres Branchenverbandes VDIK Citroën, Hyundai, Kia, Mitsubishi, Nissan, Peugeot, Renault, Toyota und Volvo.
Die Regierung erwartet, dass so der Kauf von „mindestens 300.000 Fahrzeugen“ angeschoben wird. Ob damit Schwarz-Rot das Ziel noch schafft, eine Million Elektroautos bis 2020 auf die Straßen zu bekommen, bleibt fraglich. Verglichen mit 25.500 reinen „Stromern“ plus aktuell 19.000 Stecker-Hybriden zu Beginn des Jahres wäre es dennoch ein Durchbruch.
Ja. Rückwirkend zum 1. Januar 2016 soll die Steuerbefreiung für neue und umgerüstete Elektrofahrzeuge von fünf auf zehn Jahre ausgeweitet werden. Das will der Bundestag in Kürze auf den Weg bringen. Arbeitnehmer müssen keine Steuern zahlen, wenn sie in der Firma ihr privates Elektroauto aufladen. Arbeitgeber bekommen die Möglichkeit, geldwerte Vorteile pauschal mit 25 Prozent Lohnsteuer zu besteuern. Diese Regelungen gelten befristet vom 1. Januar 2017 bis Ende 2020.
Der ADAC hat kalkuliert: Selbst mit 4.000 Euro Höchstprämie bleibe ein Großteil der aktuellen E-Modelle bei den Kosten pro Kilometer deutlich teurer als Benziner oder Diesel. Experten monieren, dass die Batterien zu schwer sind, ihre Reichweite zu gering ist und im Winter zu viel Strom für die Heizung im Elektromobil verloren geht.
Umweltschützer finden Elektro-Stadtbusse, gezielte Fahrverbote oder eine Innenstadt-Maut wie in London und Oslo sinnvoller als staatliche Subventionen. Die Grünen sagen, es sei unfair, dass alle Steuerzahler die Prämie mitbezahlen müssen - besser wäre eine Umwelt-Strafabgabe für Halter von „übermotorisierten Dreckschleudern“ gewesen, meint ihr Fraktionsexperte Oliver Krischer. E-Autos seien ohnehin nur Öko-Flitzer, wenn in den Batterien tatsächlich auch grüner Strom steckt - und nicht Energie aus Braunkohle oder Atomkraft.
Weitere Informationen zum Thema „Elektromobilität“ erhalten Neugierige im folgenden Video:
Quelle: YouTube/Energie Burgenland
Text: dpa/pvg