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Atomausstieg: Muss Eon 10 Milliarden Euro zahlen?

Foto Der Atomausstieg macht Eon schwer zu schaffenDer Ausstieg aus der Atomkraft wird für die Industrie teuer. Branchenprimus Eon nannte erstmals eine grobe Schätzung von zehn Milliarden Euro nur für das Unternehmen. Im Alltagsgeschäft geht bei Eon die Talfahrt derweil weiter.

Essen - Deutschlands größter Energiekonzern Eon richtet sich auf hohe Milliardenausgaben für die Finanzierung des Atomausstiegs ein. Das Unternehmen nannte am Mittwoch (11. Mai) bei der Vorlage der Quartalszahlen als erster deutscher Atomkonzern eine grobe Schätzung von zehn Milliarden Euro. In etwa diese Summe müsste Eon in den geplanten Staatsfonds für die Zwischen- und Endlagerung von Atommüll einzahlen, sagte Eon-Finanzchef Michael Sen. Noch sei in den Gesprächen mit Berlin aber vieles offen.

Eon liebäugelt mit Kapitalerhöhung

Eine Summe in der genannten Größenordnung bedeute enorme Belastungen, sagte Sen. Als Folge müssten Zukunftsinvestitionen möglicherweise gestreckt werden „oder wir müssen uns anderer Mittel bedienen, um Kapital in das Unternehmen zu holen“. Möglich seien auch „Verkäufe von Randthemen“ im Konzern. Eine Kapitalerhöhung wollte Sen auf Nachfrage ausdrücklich nicht ausschließen.

Das Unternehmen begrüße grundsätzlich die Einigung zum Atomausstieg und wolle die weiteren Verhandlungen auf der Basis des Kommissionsvorschlages führen, betonte der Eon-Finanzchef. Der Konzern dringe dabei aber darauf, neben einem Gesetz zur Finanzierung der Atomlasten auch einen direkten Vertrag mit dem Bund abzuschließen, um mehr Rechtssicherheit zu gewinnen, sagte Sen.

Staatsfonds zur Finanzierung des Atomausstiegs

Die Regierungskommission zum Atomausstieg hatte Ende April vorgeschlagen, dass die vier Stromkonzerne Eon, RWE, Vattenfall und EnBW bis 2022 rund 23,3 Milliarden Euro in einen staatlichen Fonds überweisen, der die Zwischen- und Endlagerung von Atommüll managen soll. Im Gegenzug würde der Staat die Haftung für die Zukunft übernehmen. Anfangs hatten die vier Atomkonzerne die Vorschläge der Kommission noch in gleichlautenden Erklärungen abgelehnt.

Talfahrt bei Eon hält an

Das Alltagsgeschäft bei Eon läuft unverändert schlecht. Allerdings gab es im ersten Quartal einen kleinen Lichtblick durch einen Einmalgewinn im Gasgeschäft. So konnte der Versorger dank des Sondergewinns von rund 400 Millionen Euro aus neu verhandelten Lieferverträgen mit dem russischen Gasriesen Gazprom den operativen Gewinn (Ebitda) um acht Prozent auf knapp 3,1 Milliarden Euro steigern. Unter dem Strich stand ein Zuwachs des Überschusses von zehn Prozent auf 1,17 Milliarden Euro.

Ohne den Sondereffekt hätte sich die Talfahrt angesichts des in den ersten Monaten des Jahres noch einmal verschärften Verfalls der Strompreise aber weiter fortgesetzt. So sackte der operative Gewinn der Großkraftwerke um fast 30 Prozent ab.

Text: dpa/pvg