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Mecklenburg-Vorpommern: Die Windkraft wird zum Streitthema

Foto Wegen der Windkraft gibt es in Mecklenburg-Vorpommern StreitDer Ausbau der Windkraft könnte das beherrschende Thema des kommenden Landtagswahlkampfes in Mecklenburg-Vorpommern werden. Zunächst treffen sich rund 350 Windkraftexperten in Rostock zur Zukunftskonferenz „Wind und Maritim“.

Rostock - Rund 350 Windkraftexperten versammeln sich in dieser Woche zur Zukunftskonferenz „Wind und Maritim“ in Rostock. Hauptthema ist der Ausbau der Windenergie, ohne den die Ziele des Klimaschutzabkommens von Paris nach Meinung vieler Politiker und Forscher nicht erreicht werden können.

„Energiewende-Land“ Mecklenburg-Vorpommern

Dabei ist die Windkraft einer der großen Streitpunkte der Landespolitik in Mecklenburg-Vorpommern. Und sie wird zumindest nach dem Willen der Gegner des Windkraftausbaus den Wahlkampf zur Landtagswahl am 4. September bestimmen. Der Rostocker Politologe Martin Koschkar geht davon aus, dass die Landesregierung die Energiepolitik als Teil ihrer Leistungsbilanz präsentieren wird. Dann werde es in diesem Punkt zu einer Polarisierung kommen.

„Mecklenburg-Vorpommern hat sich auf den Weg zum Energiewende-Land gemacht“, heißt es aus dem Energieministerium. Ende 2014 stammten rund 65 Prozent des erzeugten Stroms aus Erneuerbaren Quellen, 56 Prozent davon aus der Windenergie. Bis 2020 könnte der Anteil der Windenergie auf 75 Prozent steigen.

Volksbegehren gegen Windkraft

Die neue Partei Freier Horizont wird dem Ansinnen der Regierung die mehr als 22.000 Unterschriften entgegenhalten, die 2015 für eine Volksinitiative für größere Abstände von Windrädern zu Wohnhäusern gesammelt wurden. Der Landtag hatte die Initiative zwar abgelehnt. Jedoch läuft aktuell die Unterschriftensammlung für zwei Volksbegehren, dazu sind 120.000 Unterschriften nötig.

Einer der Gegner eines geplanten Windparks ist Uwe Barsewitz von der Bürgerinitiative Gegenwind in Dummerstorf bei Rostock. „Der Windpark ist viel zu dicht an den Wohnhäusern“, sagte er. Er rechne mit 200 Meter hohen Windrädern, der Schlagschatten reiche bis ins Dorf. „Das beeinträchtigt die Lebensqualität“. Der Ort würde vor allem für junge Familien unattraktiv, der Wert der Häuser stark abnehmen. „Das ist eine Entwertung unseres Eigentums.“

Viele Fragen sind noch offen

Eine konträre Haltung nimmt Uwe Wandel, Bürgermeister von Gägelow, ein. Bei der 2.500-Einwohner-Gemeinde bei Wismar steht schon ein 18-Anlagen-Windpark, nun soll zunächst eine neue Anlage gebaut werden. Platz für einige weitere wäre da. Die Kommune, in der die meisten Einwohner dieser Art der Energieerzeugung positiv gegenüberstünden, profitiere etwa durch Gewerbesteuern, sagt Wandel.

Barsewitz gibt zu bedenken, dass viele Fragen beispielsweise nach gesundheitsschädigenden Wirkungen nicht geklärt sind. Auch werde die Lärmbelästigung vor allem von Städtern völlig unterschätzt. Der Lärm ist auch der Grund für den geforderten Mindestabstand zur nächsten Wohnbebauung, der dem Zehnfachen der Höhe einer Windkraftanlage entspricht. Dies hatte der Landtag im Dezember 2015 abgelehnt.

Neuer Windpark vor Warnemünde

In Kürze steht die Verabschiedung der Landesraumentwicklungsplanung im Landtag an. Dann geht es um die Offshore-Windkraft. Geplant ist auch ein Windpark zehn Kilometer vor Warnemünde. „Ich sehe es mit Skepsis, vor einer solchen touristischen Hochburg einen Windpark hinzustellen“, sagte der Chef des Hotels Neptun, Guido Zöllick. Er fürchtet um die Akzeptanz der Gäste. Auch die Schifffahrt werde erheblich beeinträchtigt. Für ihn stelle sich zudem die Frage, ob die Windkraft zur Erreichung der Klimaziele erforderlich ist.

Am 20. April will der Landtag über das Bürgerbeteiligungsgesetz abstimmen. Darin werden Windkraft-Investoren verpflichtet, Gemeinden und Privatpersonen an dem Ertrag zu beteiligen. „Bislang hatten die Gemeinden wenig von Windparks“, sagte Arp Fittschen vom Städte- und Gemeindetag. Die Wertschöpfung fand außerhalb des Landes statt. Das werde sich ändern. An der ablehnenden Haltung der Windkraftgegner werde sich allerdings nichts ändern, ist Fittschen überzeugt.

Einen Imagefilm über die Windkraft in Mecklenburg-Vorpommern gibt es im folgenden Video zu sehen:

Quelle: YouTube/Invest in MV

Text: dpa/mv/pvg