Gibt es Atomgefahren für Deutschland? Auf keinem Kontinent der Welt gibt es so viele Kernreaktoren wie in Europa. Es ist also nicht verwunderlich, dass Deutschland, selbst wenn hier keine Atomkraftwerke mehr in Betrieb sind, nicht vor einem nuklearen Unfall sicher ist. In Polen, in Frankreich und in den osteuropäischen Staaten werden alte Kernkraftwerke betrieben und der Bau neuer geplant. So erwägt Polen etwa den Neubau eines AKWs in der Nähe von Danzig. In Tschechien, der Slowakei und in Ungarn stehen alte Kernkraftwerke, die noch aus Sowjetzeiten stammen und sehr anfällig für Störungen sind. In der Ukraine und auch in Russland um St. Petersburg gibt es die größten und auch die unsichersten Atomkraftwerke Europas. Und bei unserem französischen Nachbarn liegen 14 Kraftwerke wie an einer Perlenschnur aufgereiht im Rhonetal.
Laut Statistik kann es nur alle 100.000 Jahre zu einem GAU im Kernkraftwerk kommen. Nimmt man diese Zahl als Realität an, so sind alle Menschen die 1979, 1986 und 2011 erlebt haben 300.000 Jahre alt. 1979 kam es nämlich zum ersten Atomunfall in dem amerikanischen Atomkraftwerk "Three Mile Island“ in Pennsylvania. Glücklicherweise kam es zu keiner Explosion, sodass nur wenig radioaktives Material in die Umwelt gelang. Der Super-GAU ereignete sich 1986 in Tschernobyl. Hier trat eine Kernschmelze ein und ein Grafitbrand schleuderte radioaktives Material weit in die Atmosphäre. Die radioaktive Wolke verseuchte weite Teile Europas. Im Jahr 2011 kam es im japanischen Fukushima nach einem Erdbeben zu einer Kernschmelze in drei Blöcken, was laut Statistik nahezu unmöglich ist. 150.000 Einwohner mussten das Gebiet um das Kraftwerk verlassen, die Folgekosten des Unglücks für die japanische Volkswirtschaft betragen 300 Milliarden Euro.
Die größten Gefahrenzonen sieht die Studie „FlexRisk“ in Südosteuropa. Gerade die alten sowjetischen Meiler bereiten hier große Sorgen. Kommt es dort zu einem Unfall, sind vor allem Österreich und der Süden Deutschlands betroffen. In Russland und in Großbritannien stehen die ältesten Kraftwerke Europas. Jedoch sind die britischen AKWs wesentlich kleiner als die russischen Anlagen und damit im Falle eines Unfalls weniger gefährlich. In Frankreich ist das Rhonetal mit seiner massiven Anhäufung an AKWs der größte Risikofaktor. Kommt es in Polen zum Neubau des AKW in Danzig, könnte ein Unfall in diesem Kraftwerk Mecklenburg, Brandburg und Berlin unbewohnbar machen. Grundlegende Voraussagen über die Zonen, die in Deutschland von einer nuklearen Kontamination betroffen wären, lassen sich allerdings nicht machen. Es hängt vor allem von den Windverhältnissen ab. So war es in Fukushima Glück im Unglück, dass der Wind die meisten radioaktiven Teilchen auf das Meer wehte. Hätte er anders gestanden, wären die kontaminierten Gebiete, in denen Menschen leben, wesentlich größer.