Der folgende Ratgeber informiert Sie über die derzeitigen Atomkraftwerke in Deutschland. Saubere, unbegrenzte und sichere Energie – das war die Kernkraft in den 1950er und 60er Jahren. Doch spätestens seit dem Unfall von Tschernobyl, Pannen und Unfällen in deutschen Atommeilern und dem Bewusstsein, dass der radioaktive Müll sich nicht in Luft auflöst, sondern noch unsere Urururenkel „ärgern“ wird, änderte sich die Einstellung in Deutschland zu dieser Energieform.
Dabei steht in Grafenrheinfeld der erste Kernreaktor, der deaktiviert wird, und zwar spätestens Ende 2015. Ihm folgte Ende 2017 das Atomkraftwerk Grundremmingen B. Ende des Jahres 2019 schließt das Kernkraftwerk Philippsburg 2 seine Pforten und spätestens Ende des Jahres 2021 die drei Kraftwerke Brokdorf, Grohnde und Grundremmingen C. Die Abschaltung der restlichen drei Atomkraftwerke soll aufgrund der aktuellen Energiekrise und Versorgungssicherheit erst im April 2023 erfolgen.
Aktuell betreibt E.ON die meisten Atomkraftwerke. Es sind insgesamt vier Stück plus ein halbes. Das „halbe“ Kraftwerk kommt durch zwei Beteiligungen zu je einem Viertel an RWE Kraftwerken zustande. RWE ist der zweite AKW-Betreiber in dieser Liste. Das Unternehmen betreibt insgesamt 2,5 Kraftwerke. Wobei es bei zwei Kraftwerken jeweils die Dreiviertel Mehrheit besitzt. Auf dem dritten Platz ist EnBW. Zurzeit laufen noch zwei Atomkraftwerke bei dem drittgrößten deutschen Energieunternehmen. Der vierte Platz existiert in diesem Sinne nicht mehr, denn Vattenfall fuhr seine beiden Atomkraftwerke bereits im Jahr 2011 herunter. Brunsbrüttel sowie Krümmel waren bis dato häufig in den Schlagzeilen wegen diverser technischer Defekte. Krümmel trug sogar den Beinamen „Pannen-AKW“.
In Deutschland laufen aktuell Kernreaktoren, die mit Druckwasser oder Siedewasser arbeiten. Bei Druckwasserreaktoren bewegt sich das Kühlmittel (Wasser) der Brennstäbe und das Wasser, welches zu Dampf wird, um die Turbinen anzutreiben, in getrennten Kreisläufen. Deshalb ist hier der Wasserdampf frei von Radioaktivität, was etwa die Reinigung der Turbinen erleichtert. Im Siedewasserreaktor wird das Wasser der Brennstäbe direkt verdampft und in die Turbinen geleitet. Dieses Verfahren macht die Wartung der Turbinen und anderen Elemente wesentlich schwieriger, da der Wasserdampf kontaminiert ist. Insgesamt laufen zurzeit in Deutschland zwei Siedewasser- und sieben Druckwasserreaktoren.
Im europaweiten Vergleich liegt Deutschland beim Atomstrom schon heute weit hinten. So kamen in Frankreich im Jahr 2013 über 73 Prozent der elektrischen Energie aus Atomkraftwerken. In Belgien, dem Zweitplatzierten, waren es 52,1 Prozent und beim Drittplatzierten, der Slowakei, 51,7 Prozent. Deutschland hatte lediglich einen Anteil von 15,5 Prozent. Im Vergleich dazu lag der Anteil an erneuerbaren Energien im deutschen Strommix im selben Jahr schon bei 23,9 Prozent und erhöht sich stetig.
Die mit vielen Steuermilliarden subventionierten Atomkraftwerke bescherten den vier großen Stromkonzernen Milliardengewinne. Durch deren Abschaltung entgehen ihnen diese. Deshalb verklagen E.ON, RWE sowie Vattenfall die Bundesregierung auf Schadensersatz in zweistelliger Milliardenhöhe. Hat diese Klage Erfolg, muss die deutsche Bevölkerung sozusagen doppelt die Konzerne bezahlen. Zuerst flossen Steuergelder für den Bau der Atomkraftwerke, dann fließen Steuergelder für den geforderten Schadensersatz.