28.10.2025

Die Netznutzungsentgelte in Deutschland bleiben auch 2026 ein Thema mit erheblichem regionalem Gefälle. Während einige Haushalte von sinkenden Netznutzungsentgelten profitieren, zahlen andere weiterhin Rekordpreise – je nach Postleitzahl kann der Unterschied über 350 Euro pro Jahr betragen. Besonders betroffen sind ländliche Regionen im Südwesten, während Städte im Norden und Osten vergleichsweise günstig bleiben. Ein Blick auf die neuen Zahlen zeigt: Trotz Reformplänen ist eine bundesweite Angleichung noch Zukunftsmusik. Wer wissen möchte, wie sich die Stromkosten im eigenen Wohnort entwickeln und welche Regionen besonders stark betroffen sind, erfährt hier alle Details.
Die Auswertung zeigt ein klares Bild: Besonders der Südwesten Deutschlands bleibt Spitzenreiter bei den Stromnetzgebühren. In gleich mehreren Gemeinden im Schwarzwald – darunter Aitern, Fröhnd, Schönau, Tunau, Utzenfeld oder Wembach – liegt das jährliche Netzentgelt bei 554,40 Euro. Nur geringfügig günstiger ist Büsingen am Hochrhein (539,75 €). Ganz anders im Norden und Osten: Rostock, Schwerin und Hagenow führen die Liste der günstigsten Orte an, dicht gefolgt von Kirchheim im Schwabenland und mehreren Gemeinden rund um Hamburg. Diese liegen alle unter 210 Euro und damit weniger als halb so hoch wie in den teuersten Netzgebieten. Genauere Details zu Ihrem Wohnort können Sie der Grafik entnehmen.
Die Auswertung der Netznutzungsentgelte 2026 zeigt: In nahezu ganz Deutschland dürfen sich Verbraucher über sinkende Stromkosten freuen. Laut einer Analyse von über 10.700 Gemeinden sinken die durchschnittlichen Netznutzungsentgelte um 16,5 Prozent. Das entspricht einer Entlastung von rund 65 Euro pro Jahr. Damit greift die geplante Netzentgeltreform 2026 erstmals spürbar, auch wenn die regionalen Unterschiede weiterhin deutlich bleiben.
Die größten Entlastungen verzeichnen die ostdeutschen Bundesländer. In Mecklenburg-Vorpommern sinken die Netznutzungsentgelte durchschnittlich um 24 Prozent bzw. 91 Euro pro Jahr. Auch Berlin (–22,5 %) und Brandenburg (–22,3 %) verzeichnen deutliche Rückgänge. In Hamburg und Schleswig-Holstein liegen die Einsparungen zwischen 74 und 84 Euro jährlich. Damit profitieren vor allem Regionen, die bereits in den vergangenen Jahren hohe Netzkosten durch den starken Ausbau erneuerbarer Energien zu tragen hatten.
Auch in Süddeutschland zeigen sich erhebliche Senkungen. Besonders ländliche Regionen in Bayern und Rheinland-Pfalz, die 2025 noch zu den teuersten Netzgebieten Deutschlands gehörten, verzeichnen Rückgänge von über 40 Prozent. In Partenstein, Tacherting und Feichten an der Alz sinken die jährlichen Netzkosten um bis zu 216 Euro, während Orte in der Pfalz wie Imsbach oder Nanzdietschweiler rund 175 Euro weniger zahlen. Diese Regionen profitieren überdurchschnittlich stark von der neuen bundesweiten Umlage der Netzentgelte.
In westdeutschen Bundesländern wie Nordrhein-Westfalen, Bremen und Sachsen fallen die Senkungen moderater aus. Hier bewegen sich die Entlastungen meist zwischen 30 und 40 Euro pro Jahr. Da diese Regionen bereits vergleichsweise niedrige Netznutzungsentgelte aufwiesen, sind die relativen Unterschiede geringer. Rund vier Prozent der Gemeinden müssen 2026 mit höheren Netzkosten rechnen. Besonders betroffen sind Gebiete im Südwesten Deutschlands: In Hirschberg an der Bergstraße steigen die Kosten um etwa 72 Euro, in Garbsen (Niedersachsen) um rund 62 Euro. Auch Orte in Hessen wie Egelsbach oder Langen verzeichnen Zuwächse von rund 55 Euro. Entlang des Hochrheins – etwa in Büsingen am Hochrhein und Moos (Konstanz) – liegen die Erhöhungen bei rund 40 Euro jährlich.
Wenn Sie mehr zu den Unterschieden bei regionalen Netzentgelten oder historischen Daten dazu erfahren wollen, finden Sie weiteres spannendes Material in unserer Datenstory hier: Regionale Netzentgelte.
Netznutzungsentgelte sind die Kosten für die Nutzung und Instandhaltung des Stromnetzes. Sie werden von regionalen Netzbetreibern erhoben und hängen von mehreren Faktoren ab:
Die Folge ist ein ungleicher Flickenteppich: Während Städte mit hoher Verbraucherdichte wie Leipzig, Berlin oder Rostock von niedrigeren Kosten profitieren, zahlen ländliche Gemeinden im Süden deutlich mehr.
Insgesamt zeigen die Zahlen, dass die Reform der Netznutzungsentgelte wirkt: Der Abstand zwischen teuren und günstigen Regionen verringert sich leicht. 2025 lag der Unterschied zwischen der günstigsten und der teuersten Postleitzahl noch bei über 360 Euro, 2026 beträgt er rund 340 Euro. Die neuen Netznutzungsentgelte für 2026 verdeutlichen einmal mehr, wie stark der Strompreis in Deutschland vom Wohnort abhängt. Während Verbraucher im Norden und Osten weiterhin vergleichsweise günstig wegkommen, bleibt der Süden ein teures Pflaster, insbesondere in Baden-Württemberg. Die angekündigte Reform bringt Hoffnung auf mehr Gerechtigkeit, doch bis zur vollständigen Angleichung im Jahr 2029 bleibt das Preisgefälle bestehen. Für Haushalte bedeutet das: Wer seine Stromkosten spürbar senken möchte, sollte nicht auf politische Veränderungen warten, sondern aktiv vergleichen. Ein Tarifwechsel kann auch bei hohen Netzentgelten mehrere Hundert Euro im Jahr sparen und ist damit der schnellste Weg zu einer niedrigeren Stromrechnung.

Silvia Lehrack
Als Expertin für Energievergleiche beleuchtet Silvia aktuelle Trends rund um Strom, Gas und Energiekosten – praxisnah, verständlich und immer am Puls der Zeit.