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Betonkugel im Bodensee versenken, um Strom zu erzeugen?

Was hat eine gewaltige Betonkugel mit der Stromversorgung zu tun? Bis jetzt wohl gar nichts, doch das könnte sich schon bald ändern. Forscher wollen eine solche Kugel als Stromspeicher für Offshore-Windparks nutzen. Ein Modellversuch ist bereits in Planung. Das Versuchsgebiet: der Bodensee.

Überlingen – Eine Betonkugel mit drei Metern Durchmesser wollen Forscher im Herbst im Bodensee versenken. Damit solle getestet werden, ob die Kugeln unter Wasser als Energiespeicher dienen könnten, erklärte Projektleiter Matthias Puchta vom Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik. Vor Überlingen will das Kassler Institut im Rahmen des Projektes Stensea (Stored Energy in the Sea) vier Wochen lang Tests und Messungen vornehmen.

Strom in etwa hundert Metern Tiefe speichern

Die Kugel für den Bodensee ist bereits gegossen, Vorgespräche mit dem Landratsamt Bodenseekreis in Friedrichshafen fanden nach Angaben eines Sprechers statt. Nun soll in Kürze der Genehmigungsantrag eingereicht werden. Bei der Standortsuche wurden die Energietechniker vom Seenforschungsinstitut in Langenargen beraten. Nach Angaben des Geologen Martin Wessels soll die Kugel relativ nah am Ufer in etwa hundert Metern Tiefe platziert werden, was am Steilufer vor Überlingen möglich sei.

Strom von Offshore-Windparks zwischenlagern

Die Hohlkugel funktioniert nach dem Prinzip eines Pumpspeicherkraftwerks: Einströmendes Wasser treibt eine Turbine an, die Strom erzeugt. Bei einem Überschuss an elektrischer Leistung wird das Wasser wieder teils oder ganz aus der Hohlkugel gepumpt. Damit könnte Energie in der Nähe von Offshore-Windparks im Meer zwischengelagert werden – die Speicherung überschüssigen Stroms ist bisher ein zentrales Problem der Windenergie.

Forschungsprojekt mit großem Potenzial

Der vom Bundeswirtschaftsministerium geförderte Modellversuch im Bodensee soll eines Tages Speicherkugeln mit 30 Metern Durchmesser in größerer Tiefe ermöglichen. „Sicher ist, dass das Konzept erst ab 600 bis 800 Metern Wassertiefe im Meer wirtschaftlich anwendbar sein kann“, so Puchta. „Es gibt ein großes Potenzial für die Anwendung der Technologie in küstennahen Standorten, insbesondere auch vor großen, bevölkerungsdichten Regionen, beispielsweise vor Norwegen, aber auch Spanien, USA und Japan.“

Text: dpa/lsw/pvg

Bild: dpa