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Verbraucherzentrale: So halten Stromkonzerne die Preise hoch

(Foto) Hohe StrompreiseViele Verbraucher leiden unter den hohen Strompreisen vor allem in der Grundversorgung. Nun sorgt eine Untersuchung der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen für Wirbel, die die Frage aufwirft, ob sich Stromkonzerne auf Kosten ihrer Kunden bereichern.

Langzeitanalyse für NRW

Ernster Vorwurf: Laut Recherchen der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen halten Stromkonzerne die Preise künstlich hoch. In einer kürzlich veröffentlichten Langzeitanalyse wurden 106 Grundversorger in Nordrhein-Westfalen zwischen Dezember 2010 und Juni 2014 unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Obwohl in diesem Zeitraum die Einkaufspreise für Strom durchschnittlich um 25 Prozent sanken, kam die Preissenkung bei den Kunden nicht an. Im Gegenteil – Grundversorgungskunden zahlten im Juni 2014 etwa 23 Prozent mehr für Strom als noch im Dezember 2010. Die Verbraucherschützer vermuten, dass Untersuchungen in anderen Bundesländern zu ähnlichen Ergebnissen führen würden.

Energiewende als Sündenbock?

Es ist ein bekanntes Argument: Steigen mal wieder die Strompreise, schieben viele Versorger dies auf die hohen Kosten der Energiewende. In den Kundeninformationen heißt es dann regelmäßig, die Netzentgelte oder die Ökostromumlage seien gestiegen und würden steigende Strompreise verursachen. Dieser Argumentation der Stromkonzerne gingen die Verbraucherschützer in Nordrhein-Westfalen nach und zerlegten den Strompreis aller 106 untersuchten Versorger in seine Einzelteile. Sämtliche vom Staat vorgegebenen Kosten (Abgaben, Umlagen, Netzentgelte), wurden vom Endkundenpreis abgezogen, übrig blieb die Unternehmensspanne. Diese kann der Stromversorger selbst bestimmen. Zur Unternehmensspanne gehören drei Teile: Vertriebskosten, Bezugskosten und die Marge, also der Gewinn des Unternehmens. Und obwohl die Einkaufspreise auf dem Strommarkt seit Dezember 2010 um etwa ein Viertel gesunken sind, blieb die Unternehmensspanne im NRW-Schnitt seit Dezember 2010 konstant bei rund 8,6 Cent pro Kilowattstunde. Der Bereichsleiter Energie bei der Verbraucherzentrale NRW, Udo Sieverding, sagte dazu, die Stromkonzerne hätten entweder schlecht eingekauft oder aber deutlich mehr Gewinn gemacht. Unwahrscheinlich sei, dass die Vertriebskosten seit 2010 um etwa 25 Prozent gestiegen seien.

Kartellamt eingeschaltet

Zwar bewegen sich die Stromversorger auf einem freien Markt und können ihre Preise selbst festlegen, doch nach dem Energiewirtschaftsgesetz wird der Grundversorgung eine besondere Bedeutung beigemessen. Dahinter steht die soziale Idee, dass jeder Verbraucher, wie beispielsweise auch ALG-II-Empfänger, Zugang zu Strom haben soll. Energieexperten wie Peter Franke und Dietmar Hempel plädieren dafür, den Preis im Grundversorgungstarif so günstig wie möglich zu gestalten – die Ergebnisse der Verbraucherschützer in NRW stehen im krassen Gegensatz dazu. Die Verbraucherzentrale NRW hat die Studie daher bereits an das Kartellamt geschickt, das nun prüfen soll, ob die Stromkonzerne ihre Marktmacht missbrauchen. Grundversorgungskunden, die das Urteil der Kartellwächter nicht abwarten möchten, sollten jetzt schon in einen günstigeren Stromtarif wechseln.