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Historische Spaltung: Wie geht es weiter mit Eon?

Foto Eon-Vorstandschef Johannes Teyssen auf der HauptversammlungHarmonie pur? Deutschlands größter Energiekonzern Eon teilt sich in alte und neue Energie auf. Eon-Chef Teyssen umwarb dazu bei einer Harmonie-Hauptversammlung wortreich die Aktionäre. Die ziehen mit - trotz aller Zweifel an der Zukunft von Uniper.

Essen/Düsseldorf - Eon-Vorstandschef Johannes Teyssen kann kräftig poltern - zum Beispiel über die Berliner Energiepolitik. Aber er kann auch werben, schmeicheln und gute Laune verbreiten. Am vergangenen Mittwoch bei der Eon-Hauptversammlung war der Top-Manager eindeutig auf Werbekurs. Aufblühende Mitarbeiter, Kunden als Partner, gute Zukunftsperspektiven für beide künftigen Eon-Konzerne und natürlich sichere Dividenden - Teyssens Werberede für die Aufspaltung enthält alle Versprechen, die Aktionäre froh stimmen - einschließlich eines Industrie-Werbefilms mit Kurzporträts glücklicher Beschäftigter.

Harmonische Hauptversammlung

Zweifel an der Zustimmung der Aktionäre gab es vor der Versammlung kaum. Und tatsächlich machen die Anteilseigner mit überwältigender Mehrheit von 99,7 Prozent den Weg für die Spaltung frei.

Schon vorher ist Harmonie der Mittelpunkt der Hauptversammlungsregie. Sogar die wenigen Umweltschützer vor der Essener Grugahalle werden nicht vergessen, sondern bekommen draußen Kaffee und Brötchen von Eon-Mitarbeitern serviert. Teyssen mischt sich währenddessen in Plauderlaune unter die Journalisten. Kein Vergleich mit dem Aktionärstreffen des Eon-Konkurrenten RWE Ende April, bei dem wütende Demonstranten die Bühne im Saal mit RWE-Chef Peter Terium gestürmt hatten.

Fossiler Strom ist nicht mehr rentabel

Nicht einmal die sonst üblichen Pfiffe und Zwischenrufe gibt es. Dabei geht um eine wahrlich historische Entscheidung – schließlich nimmt Eon mit diesem Tag endgültig Abschied vom jahrzehntealten Geschäftsmodell des integrierten Energiekonzerns, der von der Erzeugung über den Transport bis hin zu Vertrieb von Strom alles aus einer Hand anbietet.

Allerdings ist die Situation für Eon wie für RWE gleich schlecht. Angesichts der jetzigen Stromgroßhandelspreise von deutlich unter 30 Euro pro Megawattstunde verdienen viele der Gas- und Kohlekraftwerke beider Unternehmen kein Geld mehr - wenn sie überhaupt noch laufen. Von einer „riskanten Wette auf wieder steigende Strompreise“, sagt etwa der Aktionärsschützer Thomas Hechtfischer bei der Hauptversammlung im Bezug auf die Uniper-Abspaltung.

Keine Alternative zur Aufspaltung

Viele Aktionäre sind außerdem unglücklich darüber, dass das neue Eon-Zukunftsunternehmen, das sich doch auf die Zukunft der Energiewende konzentrieren soll, auf Druck der Politik weiter die Eon-Atomkraftwerke führt. „Wie will man die Grüne Fahne hochhalten mit der Kernenergie im Gepäck“, fragt Hechtfischer. Von einem „Klotz am Bein“ spricht ein anderer Redner.

Kritik gab es noch an dem einen oder anderen Detail - etwa den dreistelligen Millionenkosten für die Aufspaltung und an der Tatsache, dass natürlich teure zusätzliche Vorstände und Spitzenkräfte in den Führungsetage der künftig zwei selbstständigen Eon/Uniper-Konzerne sitzen werden. Aber fast alle Beiträge endeten mit dem Eingeständnis, dass Eon wohl kaum eine andere Wahl als die Aufspaltung habe. „Alternativlos“ lautet die Diagnose. Entsprechend groß war die Mehrheit für den neuen Kurs.

Finanzielle Unterstützung gewünscht

Die Hoffnung der Aktionäre richtet sich - wie seit Jahren - auf die Politik. Irgendwann müsse die Politik doch die wirtschaftlichen Realitäten einsehen, sagt Teyssen in der Fragerunde. Er meint eine Entlohnung der Branche für das Bereithalten konventioneller Kraftwerke, wenn Sonne und Wind keinen Strom liefern - den sogenannten Kapazitätsmarkt. In einigen Auslandsmärkten von Uniper ist die Entwicklung schon weiter – so gibt es etwa in Großbritannien und Russland schon entsprechende Marktmodelle. Das gibt dem neuen Unternehmen zumindest etwas Planungssicherheit.

Auch wenn Teyssen betont, dass Uniper auch ohne solche Eingriffe stabil dastehe, hoffen viele Aktionäre hier doch auf Milliarden vom Staat, genauer gesagt über die Strompreise vom Verbraucher. Nicht mehr mit dieser Bundesregierung, aber hoffentlich mit der nächsten, sagt ein Aktionär.

Text: dpa/pvg

Bild: dpa